Montag, 7. März 2016

1:0 für den Tumor

Adenokarzinom. Bis vor 10Wochen wusste ich was Karzinome sind. Vom Hören. Und jetzt bin ich fast Spezialist aller Symptome, Therapien und Folgen dieser Erkrankung. Einfach so. Von Heut auf Morgen. Wirst du Fachmann. Dich fragt keiner ob du bereit bist. Sie schicken dich nach wochenlangem Warten mit einem Zettel nach Hause auf dem steht was du hast. Oder eine dir nahestehende Person. Was schlimmer ist will ich nicht beurteilen. Mit solch einem Zettel lief ich also herum. Nicht meine Diagnose. Sondern ich durfte jetzt erklären, was ein Adenokarzinom ist. Das ist wie ein Referat zu halten, nur ist es jemand der dir nahe steht. Warum gibt es kein Tutorial für sowas? "Wie erkläre ich meiner Oma, sie hat Magenkrebs und wird elendig verrecken." Oder "Mama, deine Mutter hat Krebs, sie muss operiert werden, auch wenns wahrscheinlich nichts mehr bringt." 
Über Smokeyeyes und Pancakes kann jeder ein Tutorial drehen. Aber Tumore? Irgendwie nicht. 
Es gibt ja diese Trauerphasen nach Yorick Spiegel. 1. Schockphase 2. kontrollierte Phase 3. Regessionsphase 4. Adaptionsphase. Es ist zwar (noch) keiner gestorben. Die Diagnose zu verkraften ist aber so ähnlich. Bzw verliert man in gewisser Weise - je nach Krebsart- seine Gesundheit, ein Organ, in unserem Falle Pankreas und Magen, damitverbundene Funktionen des Körpers und damit wieder dieser öde Alltag den man sich jahrelang aufgebaut hat. 
"Unsere" 1. & 2. Phase kamen in einem Rutsch und fast zusammen. Der Schock nach der Diagnose war noch nicht abgeklungen, schon musste 10Tage später operiert werden. Wie lebt es sich ohne Magen? Ich wusste nicht, dass man ohne Magen leben kann. War mir komplett neu. Aber Menschen leben jahrelang ohne Magen. Kleine Portionen jede 1-2h. Nichts Weltbewegendes. Wenn da dieser Tumor nicht wäre. Und eventuelle Metastasen. 
Aktuell befinden wir uns in der 3.Phase. Der Alltag mit dem Verlust. Immer wiederkehrende Anfälle von Agression und Depression. Warum hätte man nicht sterben können statt sich zu quälen? Womit hat man das verdient? Gibt es etwas schlimmeres als das eigene Schicksal? Agressionen gegen alles und jeden der helfen will, der zu Besuch kommt, gegen die Ärzte gegen die Welt. Gegen Gott. Fragen was man im Leben gemacht hat um sooo bestraft zu werden. Aber keiner sieht, dass wenn Gott es so gewollt hätte einem nie rechtzeitig diese "Diagnose" geschickt hätte. Dass einige froh wären, auch nur einen Tag mehr zu leben zu haben und früh genug Hilfe bekommen zu haben. Aber verständlich, dass sowas zweitrangig ist, wenn die Zeit an die Tür klopft. 

3 Kommentare :

  1. Scheiße. Einfach nur eine große Scheiße. Ich musste schon meinen Opa dem Krebs überlassen und mein zweiter Opa kämpft seit 2 Jahren. Es ist zum Kotzen und man kann Betroffenen nichts sagen, was es erträglicher macht. Auch wenn es aktuell nicht hilft: ich fühle mit dir und kann deine Wut, Angst und Aggressionen verstehen. Es wird nicht besser, irgendwann lernt man damit umzugehen. ABER wenn ich den Krebs persönlich treffe, dann fängt er sich eine und noch eine. Er weiß schon weshalb.

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  2. Danke für deine Nachricht auch wenn ich jetzt erst verstanden habe wie man hier auf kommentare antwortet. ich wünsche euch Geduld und Ausdauer damit umzugehen und es bestmöglich zu meistern....

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  3. Tja, liebe Yugi...in so einer Zeit kann niemand das RIHTIGE sagen. Ich hab meinen Mann an dem f*** Krebs verloren. Er war damals 25 und ich 24 - stand da mit unserer 8-Monate alten Tochter. Ein guter Mensch hat uns verlassen, der immer da war für seine Familie und Freunde. WTF soll das? Was hat sich Gott DABEI gedacht? Warum muss seine Tochter ohne ihren Vater aufwachsen. Paulo Coelho will say "maktub". Das Leben gibt uns keine Antworten. Es stellt uns vor Hürden, die uns als Mensch formen. Sie brechen uns oder sie machen uns stärker. Wünsche euch viel Kraft für deine Oma.

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